Autofahren kann Spaß machen in Italien - die wahre Kunst aber ist es, eine "Multa" (einen Strafzettel) zu vermeiden!
Über das Autofahren in Italien existieren vermutlich mehr Vorurteile als Fakten. Alles ist harmloser, als es uns manchmal erscheint. Trotzdem gibt es natürlich ein paar Besonderheiten zu beachten.
Die Italiener fahren zum Teil mit etwas mehr Temperament als die Völker nördlich der Alpen, aber durchaus vorsichtig und vor allem sehr vorausschauend. Die Italiener fahren viel besser als ihr Ruf es vermuten lässt und chaotisch ist es sehr selten, am ehesten in Neapel und Rom. Generell achten die Italiener viel eher auf die anderen Fahrer, als wir es gewohnt sind. Drängeln und Rechthaberei sind selten zu finden. Gelassenheit am Steuer hat immer Vorrang. "Vai ammodino - fahre gemütlich/achtsam" ist eine viel gebrauchte Redensart.
Als generelle Regel empfehle ich auf die typisch deutsche Rechthaberei zu verzichten! Auch wenn man Vorfahrt hat, sollte man immer versuchen mit den anderen Autofahrern über Blickkontakt zu kommunizieren! Der Führerschein ist in Italien vergleichsweise leicht zu haben und auch Abends fahren hier Menschen mit zu viel Alkohol im Blut. Deswegen sollte man lieber emotional einen Gang zurückschalten und nicht auf sein Recht bestehen. Dann kann das Autofahren sogar recht entspannend sein.
Außerhalb der Ortschaften können die Straßen sehr schmal sein. Manchmal passen keine zwei kleine Fiats nebeneinander auf die Straße, geschweige denn Euer fetter SUV... Also, auf solchen Straßen rate ich erstens sehr langsame zu fahren. Tempo 30 ist da schon schnell. Zweitens mit aller Ruhe und Aufmerksamkeit. Wenn Gegenverkehr kommt, ruhig bleiben und eine mögliche "Bucht" zum Ausweichen suchen.
Tipps, Regeln und Hinweise zum Fahren in Italien:
Autobahnen werden mit grünen Schildern markiert. Sie sind immer mautpflichtig. Blaue Schilder hingegen markieren Schnellstraßen, oft auch "Superstrada" genannt. Diese sind in der Regel gratis.
Je nach Straße gelten andere Limits: Außerhalb von Ortschaften darf nur 90 gefahren werden! Auf Autobahnen 130 und Schnellstraßen 110 km/h.
Rote Ampeln sollte man genau wie in Deutschland beachten! Zugegeben, Nachts um 4 wird das etwas lascher gehandhabt, aber die Strafen sind empfindlich und sollten vermieden werden.
Schneeketten oder Winterreifen sind von Mitte November bis Mitte April Pflicht
Vom Hupen der anderen Fahrer sollte man sich nicht einschüchtern oder nervös machen lassen. Oft sind es nur "Nachrichten", die zum Beispiel sagen wollen, beachte mich!
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Auf engen Straßen Fenster auf und auf das Hupen des entgegenkommenden Verkehrs hören (bzw. Nachts auf die Lichthupe des möglichen Gegenverkehrs in Kurven und unübersichtlichen Ecken achten)!
In vielen Ortschaften ist der Verkehr im Zentrum eingeschränkt oder nur Erlaubnis möglich! Oft stehen Polizisten am Eingang solcher Zonen, die kann man immer fragen, ob man rein darf.
Auf Autobahnen stehen zwar auf der Rechten Seite die wichtigsten Hinweise für den Verkehr, die Entfernungsangaben bis zu nächsten Ausfahrt sowie generelle Entfernungen sowie der Kilometer an dem man sich gerade befindet stehen links.
Die Angabe des Kilometers ist übrigens wichtig für die Staudurchsagen ("ab km 297 ist ein Stau").
Inforadio: Verkehrsinformationen - auch per Telefon!
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Wichtige Regeln für das Fahren in Italien
- Für jeden Fahrer muss eine gelbe Warnweste im Auto bereitliegen!
- Die Promillegrenze liegt bei 0,5 Promille.
- Es gibt drei Arten von gekennzeichneten Parkplätzen: weiß (freies und kostenloses Parken), Orange (nur in wenigen Sonderfällen - hier niemals parken!) und blau (kostenpflichtig!).
- Um die Verwirrung zu erhöhen: In verkehrsberuhigten Gebieten oder nahezu geschlossenen Innenstädten sind die weißen Parkplätze gratis, aber nur für Anwohner (z.B. in Bozen).
- Update 2018: Aufgrund einer bereits seit Jahren schwachen Wirtschaft, sind in ganz Italien die Straßen (ausgenommen die Maut-Autobahnen) zur Zeit in schlechtem Zustand. In vielen Städten, selbst den größten des Landes, fehlen die Fahrbahnmarkierungen, weil sie im Laufe der Zeit abgenutzt waren und schlicht nicht erneuert wurden.
Dazu kommt, dass durch die hier übliche Bauweise viele Straßen nur vergleichsweise dünnen Asphalt haben und dieser mittlerweile in ganz Italien brüchig, bisweilen löchrig aber auch oft einfach sehr uneben ist. Langsames fahren, vor allem Abends, wenn man die Straßen nicht gut sieht, ist empfehlenswert.
Historisches und Sehenswertes ist braun gekennzeichnet
in Kreisverkehren hat in Italien der Verkehr im Kreis Vorfahrt! Aber seien sie wachsam!
Strafzettel in Italien - Knöllchen
Strafzettel sind im Vergleich zu Deutschland unglaublich teuer. Parken ohne Parkuhr kostet ca. 40 Euro. Wenn man das nicht bezahlt, bekommt man Post, oft von einer Anwaltskanzlei aus Florenz, die deutsche Anwälte beschäftigt, die einen kräftigen Zuschlag drauflegt (am Ende zahlt 80-100 Euro). Rechtlich muss man das zur Zeit (2017) nicht bezahlen, da mit Italien kein Strafzettelaustausch-Abkommen vorliegt. Wenn man aber mit dem gleichen Kennzeichen nochmal nach Italien möchte, ist vielleicht ein Bezahlen (am besten gleich vor Ort - z.B. in einer Postfiliale!) der einfachere Weg!
Verhalten bei Verkehrs-Unfällen in Italien:
ACI der Automobilclub Italiens (Vergleichbar dem ADAC, aber mit deutlich mehr Befugnissen) erreicht man unter der Nummer 116 (bzw. 800 116 800)
Die Polizei/ Carrabineri erreicht man unter 113. Jeder Italiener hat die Versicherungsnummer an der Windschutzscheibe stehen. Diese im Bedarfsfall aufschreiben!
Geschwindigkeitskontrollen in Italien
Vieles in Italien ist mittlerweile Videoüberwacht. Passen sie also auf! Radarfallen sind auch auf Autobahnen sehr häufig! Das System "Tutor" kontrolliert" die Durchschnittsgeschwindigkeit auf vielen Autobahnen. Datenschutz und Datensparsamkeit Ade...
Festinstallierte Radarkontrollen müssen in Italien immer ein Hinweis tragen, sie sind dadurch gut zu sehen. Wenn allerdings ein Schild vorher auftaucht, das hier die Geschwindigkeit kontrolliert wird, dann ist auch ein mobiler Radar möglich! Also Vorsicht - diese Schilder sind mittlerweile überall!
Mautpflicht in Italien
In Italien sind fast alle Autobahnen Mautpflichtig. Die Preise sind im Vergleich zu anderen Ländern Europas aber moderat. Vom Brenner bis in die Toskana (ca. 5-6 Stunden Fahrt) kosten ca. 40 Euro.
Tanken in Italien
Es gibt die gleichen Treibstoffsorten wie bei uns. Autogas ist sehr verbreitet (GPL)
Die Preise liegen seit einigen Jahren deutlich über denen in Deutschland. Die Preise für Sprit sind im Vergleich zu Deutschland (und vor allem im Vergleich zu Österreich!) deutlich teuer. Tanken Sie am besten in Österreich voll! 2017 lag der Preis in Deutschland für Super bei ca. 1.30€, in Österreich bei 1.20€ und in Italien bei 1.55€. Diesel lag in Deutschland bei 1.05€, In Österreich bei 95ct und in Italien bei 1.35. Tanken ist da mittlerweile Luxus! Auch 2018 hat sich nicht viel geändert. Ich habe zum Teil auch für 1,60 SUper getankt.
Mittlerweile sind auch die Autobahntankstellen deutlich teuerer, leider!
LPG/GPL betriebene Autos sind häufiger zu finden. Fast alle Tankstellen bieten dies (und manchmal auch Methan) an! Zwischen den einzelnen Firmen gibt es heftige Preisunterschiede (bis zu 15ct! Ein Vergleich lohnt immer. Agip/ ENI ist oft preiswert.
Positiv finde ich, dass nicht der Zirkus mit den mehrfachen Preiswechseln pro Tag gemacht wird. Oft haben Tankstellen wochenlang den gleichen Preis. Daran sieht man auch mal wieder wie sehr Autofahrer in Deutschland an der Nase herumgeführt werden.
Auf Autobahnen ist Benzin und Diesel nicht unbedingt teurer als auf Landstraßen. Ein positiver Unterschied zu Deutschland! Aber denken Sie daran, nochmal in Österreich vollzutanken - hier ist der Sprit am günstigsten!
Beachten sollten man die unterschiedlichen Preise zwischen "fai da te" (selbsttanken) und "servito" (jemand tankt das Auto für einen. Die Differenz kann bis zu 10ct betragen)! Selbsttanken funktioniert oft über Tank-Maschinen, die man erst mit Geldscheinen füttern muss.
links: "fai da te" - rechts "servito"
Fahren auf Italiens Küstenstraßen
Wunderschön, aber oft auch sehr eng und viel zu stark befahren!
Entlang der Küste kann viel Verkehr sein, da viele die Autobahnmaut vermeiden wollen. Seien Sie auf den engen Straßen vorsichtig! Der Gegenverkehr ahnt nicht, dass ihr SUV breiter als ein Fiat 500 ist ;-)
Gerade wenn sie unaufmerksam am Handy oder Autoradio tippen, verliert man leicht die exakte Spur. Auf so engen Straßen ist der Unfall damit programmiert!